Zum vierten Mal innerhalb von
sechs Jahren stand wieder einmal ein Kurztrip an die Westkueste
Australiens an. Nach gut 24-stuendiger Reise via Singapore (mit viel
Beinfreiheit auf den Fluegen, da wir wieder Notausgang-Sitze gebucht
hatten) landeten wir in Perth und nahmen als Erstes unseren
Camping-Bus in Empfang. Nach ausgiebigem Fruehstuck bei Freunden
gings ins naechstgelegene grossse Einkaufscenter. Wir mussten
Lebensmittel und vor allem Wasservorraete für die Reise in den Norden
einkaufen. Als Herausforderung gestaltete sich das Einladen unseres
Busses. Die gekauften Lebensmittel sowie unser Reise- und vor allem
Kitegepaeck von knapp 90 Kilogramm mussten so im Fahrzeug verstaut
werden, dass wir zumindest einigermassen Ordnung hatten. |
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Die ersten zwei Tage fuhren wir
mehr oder weniger ohne Unterbruch nordwaerts und erreichten nach gut
1500 Kilometer unser erstes Ziel, den Cape Range Nationalpark. Wir
wollten moeglichst bald aufs Wasser, da wir schon eine Ewigkeit nicht
mehr am Kiten waren.
In der Sandy Bay angekommen gingen wir mit 9er und 7er Kites aufs
Wasser. Die Seabreeze erreichte etwa 25 bis 30 Knoten und wir genossen
unsere erste Session, bei der wir das Wasser wieder einmal fuer uns
alleine hatten. Bis auf ein paar Touris, die wegen des starken Windes
und des fliegenden Sandes aber relativ bald weiterzogen, gehoerte die
ganze Bucht uns. Viel veraendert hat sich seit unserem
letzten Besuch hier nicht. Zum Kiten ist es immer noch Top, wenn auch
der Flachwasserbereich wegen sich veraendernder Sandbanken etwas kleiner
ist. |
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In den nächsten Tagen legte der
bereits starke Wind sogar noch etwas zu. Wir waren beide mit unserem kleinsten
Kite, dem 5er, unterwegs. Was in der Schweiz als Kinderspielzeug abgetan
wird, ist hier die richtige Waffe.
Nebst langen Kitesessions genossen wir die Zeit im Nationalpark, fernab
der Zivilisation. Beim Nachtessen waren wieder die Kaegurus zu Gast. Vor
allem Urs teillte gerne die fuer ihn bestimmten Karrotten mit den
Kaengurus. ;-) |
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Unseren Kitespot hatten wir für
uns alleine, obwohl die Bedingungen hier traumhaft sind. Konstanter Wind
mit 25 bis 35 Knoten, Flachwasser in Ufernaehe (Wind side-off) und jede
Menge tierischer Zuschauer. Taeglich gruessen uns Schildkroeten, Delfine
und Riffhaie, zwar neugierig aber dennoch aengstlich. Etwas mehr Respekt
haben wir vor den unzaehligen vor allem im seichten Wasser in Ufernaehe im Sand eingegrabenen
Stingrays. Obwohl eigentlich ungefaehrlich, sollte man sich davor hueten, nach einem
missglueckten
Sprung in ihrer Naehe zu landen. Tritt man unversehen darauf,
verteidigen sie
sich mit ihrem Stachel. Der Stich ist zwar nicht
lebensgefaehrlich, dennoch der Arztbesuch unvermeidlich (der Stachel
bricht ab und bleibt in der Wunde stecken) und ein paar Tage Kiteverbot
sind gewiss. |
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In Europa koennten wir niemals
so detailliert ueber einen noch weitgehend menschenleeren Kitespot
berichten. Zu gross waere die Gefahr, dass aus dem Geheimtipp bald ein
ueberlaufener Ort wuerde, an dem sich einige Unverbesserliche nicht an
die Regeln halten und Restriktionen und Verbote heraufbeschwoeren. Dies
mussten wir leider bereits mehrfach in der Schweiz und am Comersee
miterleben. Hierzu besteht bei der Sandy Bay keine Gefahr. Das naechste
Kaff (Exmouth) ist mehr als 80 Kilometer und die naechste Kite-Schule
(Carnarvon) mehr als 400 Kilometer weit weg. Wer hier Kiten will, muss
sich bewusst sein, dass er auf sich alleine gestellt ist. Es gibt weder
Suesswasser noch Handy-Empfang. Der naechstgelegene Arzt ist in einer
Stunde (Exmouth) und zum naechstgelegene Kiteshop (Geraldton) sind erst
1000 km zurueckzulegen. |
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Nach knapp einer Woche Starkwind
liess die Seabreeze fuer zwei Tage nach und war zu schwach zum Kiten.
Nachdem der von den Wellen aufgewirbelte Sand sich etwas setzte, hatten
wir gute Bedinungen um an den diversen Riffen zu Schnorcheln. Wir sahen
vor allem kleine Fische und Korallen, grössere Tiere wollten sich nicht
zeigen. |
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Nachmittags verliessen wir den
Nationalpark und gingen zum Wellenspot "Graveyards". Die Bucht
ist (nebst einer sauber brechenden Welle) vor allem fuer die unzaehligen
dort lebenden Schildkroeten bekannt. Wir sahen hunderte von Tieren im
Wasser und ein paar Exemplare sonnten sich gar am Strand.
In der Nacht sahen wir den Schildkroeten zu, die in diesen Tagen ihre
Nester bauen und die Eier ablegen. Der frueh am Abend aufgegangene
Vollmond beleuchtete die Bucht, so dass wir mehr als zehn Schildkroeten
bei ihrem beschwerlichen Weg die steilen Sandduenen hinauf zuschauen
konnten. |
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Nach drei weiteren Tagen im Park
wollten wir weiter. Wir waren ja auch wegen der Wellen nach Australien
gekommen. Leider war fuer den Norden nur mickriger Swell angesagt, so
dass in "Graveyards" kaum surfbare Wellen brachen. Auch fuer
das nicht viel suedlicher gelegene Gnaraloo liess die Prognose wenig
Zuversicht aufkommen, so dass wir uns den 250-Kilometer Umweg ersparten.
Immerhin sah es fuer Geraldton etwas besser aus, weshalb wir uns
entschlossen, ohne weiteren Halt bis zur "Coronation-Beach"
durchzufahren. Mit etwas cleverer Planung konnten wir die knapp 1'000
Kilometer so bewaeltigen, dass wir am Morgen des Abfahrtstages
noch im Cape-Range gekitet sind, und es am naechsten Tag bereits
zur Abend-Session in der "Coro" reichte. (Noerdlich von
Geraldton empfielt es sich wegen der vielen Tieren auf keinen Fall in
der Nacht zu fahren.) |
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Wir sind bereits zum vierten Mal
hier und jedes Mal ueberlegten wir uns, die Abrolhos Islands zu
besichtigen. Die Abrolhos Islands sind ca. 60 km vor Geraldton liegende
Koralleninseln. Es handelt sich dabei um das suedlichste tropische
Korallenriff im Pazifik. In den letzten Jahrhunderten sind oft Schiffe
an den messerscharfen Riffen zu Brueche gegangen und gesunken. Das
bekannteste ist die Batavia, nach der die Region von Geraldton auch
benannt wird - Batavia Coast. Nun goennten wir uns einen Daytrip mit dem
Flugzeug. Als erstes erlebten wir einen Ueberflug über Geraldton und
den Point Moore mit seinen Riffen, an denen wir die letzten Tage die
Wellen gesurft sind
Die Aussicht auf die Korallen der Abrolhos war einzigartig. Auf
der East Wallabi Island landeten wir. Nach dem Jagen von Wallabies (nur
mit der Kamera) genossen wir das Schnorcheln am Aussenriff. Wir
schwammen ueber wunderschoene in blautoenen gehaltene
Korallengaerten. Der Pilot flog auf dem Rueckweg einen kleinen Umweg
ueber den Surf-Spot "Coronation Beach", so dass wir den Swell
checken konnten. Nach der sicheren Landung in Geraldton hatten wir noch
Zeit, am Point Moore mit dem Kite in der Welle zu spielen. |
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Insgesamt verbrachten wir sechs
Tage in Geraldton und suchten nach den besten Wellen. Diese Suche erwies
sich dieses Jahr als besonders schwierig. Der Swell blieb die ganze Zeit
unter den Erwartungen, so dass wir beschlossen, weiter suedlich zu
ziehen.
Den naechsten Halt legten wir in Cervantes ein. Wir freuten uns auf
Kitesurfen hinter einer Sandbank. Zu unserem Erstaunen hatte ein
Wintersturm die gesamte Sandbank weggeschwemmt. Der Spot ist nichts
Besonderes mehr. Wir entschlossen uns direkt weiter nach Lancelin zu
fahren. Es reichte abends noch fuer eine Kitesession am Backbeach. |
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Rechtzeitig vor den anstehenden
Feiertagen, bevor alles dicht machte, quartierten wir uns in einem der
Caravan-Parks in Lancelin ein. Am naechsten Morgen fuhren wir wieder zum Backbeach konnten aber kaum surfbare Wellen finden, da wegen
Ebbe zu wenig Wasser in Strandnaehe war. Dafuer brachen fuer einmal am
Main-Break kraftvolle Wellen, welche sich in guten Sets auf ueber drei
Meter auftuermten (Sorry, keine Fotos; wir waren am kiten!). |
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Die letzten Tage verbrachten wir
in Perth. Die Windprognosen waren nirgends besser. Ausserdem freute sich
vor allem Flavia auf das nachweihnachtliche Shopping . Die diversen
Surfshops gewaehrten Ausverkaurfsrabatte und der finanzkrisenbedingt zum
Schweizer Franken um 25% gesunkene OZ-Dollar lud zum Shopping
ein.
Zum Kiten kamen wir jeden Tag an den diversen Straenden von Perth oder
auf dem Swan River. An einigen Tagen verzeichneten die noerdlichen
Stadtsraende ansehlichen Swell, so dass wir uns im bis kopfhohen
Shorebreak vergnuegen konnten. |
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Viel zu schnell waren unsere
Ferien wieder zu Ende und wir packten fuer die Heimreise. Dieses Mal
mussten wir beim Check-in tief in die Trickkiste greifen, um
schliesslich doch unsere (offiziell gewogenen) 84.3 Kg Gepaeck sowie
unser Handgepaeck von zusaetzlich (nachgeogenen) 27.2 Kg ohne
Uebergepaeckgebuehren nach Hause zu bringen. Tja, die Fluggesellschaften
werden leider auch immer cleverer! Aber nach einigen Diskussionen, ein
paar Tricks, die wir hier nicht verraten werden, und mit etwas Glueck
schafften wir das fast unmoegliche doch noch: das Gepaeck eingecheckt,
die Kreditkarten unbenutzt und dafuer im Besitz von Boardingpaessen fuer
Notausgangsplaetze machten wir uns auf Richtung Fluggate und traeumten
schon von unserem naechsten Kurztrip.... |
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