Nach fast 24 stuendiger Reise
sind wir in Adicora, Venezuela angekommen. Selbstverstaendlich auf dem
Flug mit Exit-Plaetzen und somit viel Platz fuer die Beine. Nur das mit
dem Buchen des Weiterfluges vor Ort klappte nicht nach unserem Wunsch,
da Freitag abend saemtliche Fluege ausgebucht sind. Damit gings ab mit
unseren 100 Kg Gepaeck in ein winziges, unklimatisiertes Taxi. Immerhin
hatte die Tortur nach 10 Stunden ein Ende und wir fanden nach
Mitternacht noch ein Bett. Nun sind wir in der Windsurf Posada von
Pachi. |
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Seitdem sind wir jeden Tag auf dem Wasser. Konstante 25
Knoten, Sonne und 28 Grad warmes Wasser. Doch ganz so problemlos duerfen
Ferien doch nicht sein. Bereits am ersten Tag verkuendete uns unser
Gastgeber, dass in Venezuela seit 2 Jahren keine Traveller Cheques mehr
gewechselt werden. Auf Umwegen und mit Hilfe eines Ramschladenbesitzers
wie er im Buche steht tauschten wir dann doch noch unsere Cheques in
Bolivar. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, fischte er mal schnell
Bolivar im Gegenwert von 1'300.- US Dollar unter der Theke hervor. |
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Auch mit dem Internet ist das so eine Sache hier. Immerhin
gibt es angeblich erst seit ca. 1 Jahr Internet in Adicora. Doch wir
fuehlen und in die Steinzeit zurueck versetzt. Es ist zum Einschlafen
langsam. |
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Zumindest haben wir nun ein zweites Internetcafe gefunden.
Die Leitungen sind zwar auch langsam, aber immerhin steht meistens die
Verbindung. Doch wie wir mittlerweile merken mussten, ist damit noch
nicht viel gewonnen. Wenn wir gerade fleissig am Schreiben sind, haben
wir sicher wieder mal Stromausfall. Dieses Phaenomen gehoert hier zur
Tagesordnung und dauert zwischen einer Minute bis zu fuenf Stunden.
Somit verbringen wir die Zeit dann doch besser wieder auf dem Wasser.
Bisher hatten wir jeden Tag Wind (8er und 10er Kites) und viel Spass. |
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Zur Zeit ist in Adicora off-season. In den
"Tante-Emma-Laeden" von Adicora ist Fleisch so gut wie
nirgends erhältlich und auch Fruechte und Gemuese werden meist nur
einmal in der Woche frisch angeliefert. Um nicht zum Koernlipicker zu
mutieren, gehen wir gerne mal wieder lokale Fleischgerichte
ausprobieren. Sie schmecken vorzueglich! Doch leider sind die
Restaurants nur am Wochenende auch abends geoeffnet. Auch unsere
Kochkuenste in der Posada-Kueche vertragen mal wieder eine andere
Geschmacksrichtung. So machten wir einen Ausflug in den Supermarkt von
Coro (90 Kilometer) und deckten uns mit diversen Gewürzen und Saucen
ein. |
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Dafür gibt es in Adicora zur Genuege Wind. So etwas haben
wir auf allen unseren Reisen an die windigen Orte dieser Welt noch nie
erlebt. Seit drei Wochen blaest es ohne auch nur eine Minute
aufzuhoeren. Standart sind 8-er und 10-er Kites. Zum Glueck ist auch der
6-er mit im Gepaeck, den wir hier regelmaessig benoetigen. Morgens
lernen wir bei weniger Wind (um die 20 Knoten) im Flachwasser neue
Manoever, nachmittags spielen wir bei auffrischendem Wind in der
auflaufenden Welle rum. Einziger Schoenheitsfehler ist der am Strand
herumliegende Abfall und die Glasscherben. Leider haben es zu viele noch
nicht gelernt, dass der Abfall nicht achtlos auf den Boden geworfen
wird. |
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Sind wir nicht am Kiten, erholen wir uns bei einer Siesta
in der Posada oder lernen Spanisch. Einige Brocken Spanisch zu sprechen
ist hier auch noetig, da wohl kein Prozent der einheimischen
Bevoelkerung Englisch spricht. |
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Nachdem wir über drei Wochen in Adicora sind, ist es uns
mit Hilfe von Pachi endlich gelungen Fotos aufzuschalten. Wenn auch
nicht in Adicora, wo es nur analoge Leitungen gibt, so doch im zwoelf
Kilometer entfernten Pueblo Nuevo. |
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Seit genau fuenf Wochen sind wir nun unterwegs und hatten
jeden Tag Wind. Vor allem in den letzen zehn Tagen hatten wir mehr als
genug davon, denn wir flogen jeden Tag den 6-er Kite. Flavia musste
sogar zwei mal Forfait geben und auch Urs konnte nur noch mit voll
gedepowertem 6-er Kite aufs Wasser. Leider kam das Ueben von neuen Moves
zu kurz, immerhin uebten wir uns bei gegen 40 Knoten im Starkwindkiten.
Gluecklicherweise liess gestern Vormittag der Wind einmal nach, so dass
wir unseren 12-er Kite testen konnten. |
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Um unseren Koerpern auch mal wieder eine Ruhepause zu
goennen, unternahmen wir vermehrt Ausfluege. Ein weiteres Mal waren wir
in Coro. Ein Teil des Zentrums wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Bis auf drei Kirchen aus der Kolonialzeit haben wir nichts
erwähnenswertes vorgefunden. Damit blieb auch der mitgenommene
Fotoapparat in der Tasche und wurde unverrichteter Dinge wieder nach
Hause genommen. Das Highlight des Tages war zweifellos die Busfahrt.
Fuer knapp zwei Franken pro Weg (90 Km) verkehrt acht Mal pro Tag ein
Bus mit etwa dreissig Sitzplaetzen und so vielen Stehplaetzen wie
notwendig. Zur Durchlueftung sind grundsaetzlich alle Fenster und Tueren
waehrend der Fahrt geoeffnet. Obwohl die Tachonadel schon laengst nicht
mehr funktioniert, faehrt er mit Vollgas. Zur Unterhaltung traellert
laute lokale Musik aus den Lautsprechern. |
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Ein weiterer Ausflug brachte uns nach Punto Fijo , die
einzige Stadt (ca. 150'000 Einwohner) auf der Paraguana-Halbinsel. Auf
Grund des steuerlichen Sonderstatus (free zone) verkauft jeder zweite
Laden Alkohol oder Elektrogeraete. Fuer uns mal wieder eine Gelegenheit
Lebensmittel in einem Supermarkt einzukaufen. |
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Unter der Woche haben wir die Posada meist fuer uns
allein. Am Wochenende sind Kiter vorwiegend aus Venezuela hier. Die
Venezuelaner, die wir kennen gelernt haben, sind sehr gastfreundlich,
hilfsbereit und zeigen uns gerne die Schoenheiten ihres Landes. Gaeste
der Posada nahmen uns in ihrem Wagen mit auf eine Tour in den fuer uns
noch unbekannten Norden der Paraguana-Halbinsel. Wir sahen eine Menge
menschenleere und wunderschoene Kitespots, sagenahfte Beach- und
Reef-Breaks, Salinen, Lagunen mit Flamingos und halbverfallene,
verlassene Siedlungen. |
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Drei Wochen vor unserer Abreise war es an der Zeit unsere
Weiterreise zu organisieren. Die einfachste Moeglichkeit ist ein Flug
direkt von Punto Fijo nach Aruba und das Verfallen lassen unseres Fluges
Caracas nach Aruba. Dies scheiterte an den Bestimmungen des
Round-the-world-Tickets der Star Alliance. Wir haetten nicht nur die
Umbuchungsgebuehren von je 150.- $, sondern auch die Anpassung der
Flughafentaxen und Treibstoffzuschlaege aller Folgefluege hinnehmen
muessen. Mit unseren 100 Kg Gepäck zu umstaendlich war uns die Reise
mit dem Bus. Die One-Way-Miete eines Autos oder die Taxifahrt nach
Caracas war mangels Angebot nicht verfuegbar. One-Way-Mieten sind in
Venezuela nicht erhaeltlich und die sichere und puenktliche Ankunft
saemtlicher Taxis von Adicora stuende auf Grund von Alter und Zustand
der Karren in den Sternen. |
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Wir entschieden uns fuer einen Avior-Flug von Coro nach
Caracas und fuhren nach Coro um diesen zu buchen. Mit ca. 100.- $ und
voraussichtlichen weiteren 25.- $ fuer das Uebergepaeck pro Person ist
dies nicht nur einen bequeme sondern auch kostenguenstige Variante. Nach
dem obligaten Supermarktbesuch besichtigten wir auf dem Rueckweg die
bekannten Sandduenen von Coro. Puenktlich zur Nachmittagssession waren
wir wieder zurueck in Adicora. |
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Unglaublich! In den 7 1/2 Wochen unseres Aufenthaltes
hatten wir jeden Tag Wind und waren jeden Tag auf dem Wasser. Zu Beginn
flogen wir vor allem 6 - 10 m2 Kites. In den letzten zwei Wochen kamen
auch die 12-er bis 16-er Kites zum Einsatz. Auch abgesehen vom Kiten
hatten wir eine interessante und schoene Zeit auf der
Paraguana-Halbinsel. Wir lernten sehr gastfreundliche und hilfsbereite
Menschen aus diesem wunderschoenen und abwechslungsreichen Land kennen.
Venezuela ist jederzeit wieder eine Reise wert. |
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Nachtrag Venezuela: Guten Mutes reisten wir von Adicora
nach Coro und checkten ohne Probleme unsere 105 Kg ein. Puenktlich
landeten wir in Caracas und sogar all unser Gepaeck kam an. Wir
installierten uns vor dem Varig-Schalter und warteten bis er fuer unser
Check-in oeffnete. Zwei Stunden vor dem Flug stand ploetzlich ein
Ehepaar aus Brasilien da, das uns auf Anfrage erzaehlte, dass die
ueberschuldete Varig am Freitag, den 21. Juli 2006 von einer
suedamerikanischen Investorengruppe uebernommen wurde und seither keine
Fluege mehr von Caracas durchgefuehrt wurden. Sie erzaehlten uns von
einem Varig-Buero im Untergeschoss. Dieses Untergeschoss ist nur durch
einen Eingang, der mit "Do not entry" angeschrieben steht
erreichbar. Aber wir sind ja in Venezuela. Nach mehrmaligem Nachfragen
des hilfsbereiten Herren fanden wir das Buero. Leider sprechen die
Venezuelaner dort kein Englisch. So hat sich das Spanisch-Lernen einmal
mehr bewaehrt. Das Personal erzaehlte uns, dass es keinen Varig-Flug
nach Aruba gibt. Wir erhielten einen Hotelgutschein fuer eine Nacht in
einem 4*-Resort-Hotel. Am naechsten Tag sollten wir mit einer Maschine
einer anderen Airline nach Aruba fliegen. So standen wir wie vereinbart
um 10 Uhr vor der Tuer der Varig im Untergeschoss. Selbstverstaendlich
mit unserem gesamten Gepaeck. Mit dem liefen wir dann durch die
Katakomben quer durch den Flughafen an den Check-in einer
Venezuelanischen Airline, der Aserca. Diese erklaerten der Varig-Dame
dass unsere Tickets akzeptiert werden, doch wir muessten warten, bis
alle regulaeren Passagiere eingecheckt sind. Als schlussendlich zwei
Plaetze frei waren, schrieb die Varig-Dame unsere Tickets fuer die
Aserca um. Doch dann wollten die ploetzlich nichts mehr wissen und
akzeptierten sie nicht. Die Varig-Lady verschwand dann mit unseren
Tickets in die Unterwelt zur naechsten Airline, der Aeropostal, die eine
Stunde spaeter nach Aruba fliegt. Wir waren soweit, selber Ticket fuer
die Aserca zu kaufen, doch unsere Original-Tickets waren nicht mehr da.
Als die Varig-Dame zurueck kam, war der Flug bereits geschlossen. Also
gings mit dem gesamten Gepaeck zur Aeropostal und dort spielte es sich
aehnlich ab, nur dass die Varig-Dame gar nicht mehr aufkreuzte. Wir
wollten erneut selber ein Ticket kaufen. Unser Vorhaben scheiterte am
nichtfunktionierenden VISA-Lesegeraet der Aeropostal. Auch die
ATM's im Obergeschoss wollten keine Bolivares ausspucken. Also auch
diesen Flug verpasst. Auf ein Neues runter ins Buero der Varig, um
abzuklaeren wie es nun weitergeht. Unterdessen hatte der Supervisor die
Arbeit aufgenommen. Er spricht sogar ein wenig Englisch, worauf Urs mal
so richtig auf den Tisch klopfte. Nun logieren wir im Hilton in Caracas,
speisen wie die Fuersten und hoffen, dass wir am Sonntag puenktlich
abgeholt werden. Der Varig-Supervisor reservierte uns Sitzplaetze mit
Aserca-Airlines nach Aruba. Im guten Fall werden unsere Tickets
anerkannt, im schlechten bezahlen wir alles selber, doch wir wollen
endlich - mit dem naechstmoeglichen Flug und drei Tagen Verspaetung -
nach Aruba fliegen. |
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