Reiseberichte Surf around the world


Venezuela (02.06. - 31.07.2006)

 

Nach fast 24 stuendiger Reise sind wir in Adicora, Venezuela angekommen. Selbstverstaendlich auf dem Flug mit Exit-Plaetzen und somit viel Platz fuer die Beine. Nur das mit dem Buchen des Weiterfluges vor Ort klappte nicht nach unserem Wunsch, da Freitag abend saemtliche Fluege ausgebucht sind. Damit gings ab mit unseren 100 Kg Gepaeck in ein winziges, unklimatisiertes Taxi. Immerhin hatte die Tortur nach 10 Stunden ein Ende und wir fanden nach Mitternacht noch ein Bett. Nun sind wir in der Windsurf Posada von Pachi. 002_Frankfurt_Flughafen.jpg (19189 Byte)
Seitdem sind wir jeden Tag auf dem Wasser. Konstante 25 Knoten, Sonne und 28 Grad warmes Wasser. Doch ganz so problemlos duerfen Ferien doch nicht sein. Bereits am ersten Tag verkuendete uns unser Gastgeber, dass in Venezuela seit 2 Jahren keine Traveller Cheques mehr gewechselt werden. Auf Umwegen und mit Hilfe eines Ramschladenbesitzers wie er im Buche steht tauschten wir dann doch noch unsere Cheques in Bolivar. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, fischte er mal schnell Bolivar im Gegenwert von 1'300.- US Dollar unter der Theke hervor. 006_Posada.jpg (18929 Byte)
Auch mit dem Internet ist das so eine Sache hier. Immerhin gibt es angeblich erst seit ca. 1 Jahr Internet in Adicora. Doch wir fuehlen und in die Steinzeit zurueck versetzt. Es ist zum Einschlafen langsam. 012_Kite_Urs.jpg (18979 Byte)
Zumindest haben wir nun ein zweites Internetcafe gefunden. Die Leitungen sind zwar auch langsam, aber immerhin steht meistens die Verbindung. Doch wie wir mittlerweile merken mussten, ist damit noch nicht viel gewonnen. Wenn wir gerade fleissig am Schreiben sind, haben wir sicher wieder mal Stromausfall. Dieses Phaenomen gehoert hier zur Tagesordnung und dauert zwischen einer Minute bis zu fuenf Stunden. Somit verbringen wir die Zeit dann doch besser wieder auf dem Wasser. Bisher hatten wir jeden Tag Wind (8er und 10er Kites) und viel Spass. 031_Kite_Flavia.jpg (17496 Byte)
Zur Zeit ist in Adicora off-season. In den "Tante-Emma-Laeden" von Adicora ist Fleisch so gut wie nirgends erhältlich und auch Fruechte und Gemuese werden meist nur einmal in der Woche frisch angeliefert. Um nicht zum Koernlipicker zu mutieren, gehen wir gerne mal wieder lokale Fleischgerichte ausprobieren. Sie schmecken vorzueglich! Doch leider sind die Restaurants nur am Wochenende auch abends geoeffnet. Auch unsere Kochkuenste in der Posada-Kueche vertragen mal wieder eine andere Geschmacksrichtung. So machten wir einen Ausflug in den Supermarkt von Coro (90 Kilometer) und deckten uns mit diversen Gewürzen und Saucen ein. 058_Urs_Kochen.jpg (12669 Byte)
Dafür gibt es in Adicora zur Genuege Wind. So etwas haben wir auf allen unseren Reisen an die windigen Orte dieser Welt noch nie erlebt. Seit drei Wochen blaest es ohne auch nur eine Minute aufzuhoeren. Standart sind 8-er und 10-er Kites. Zum Glueck ist auch der 6-er mit im Gepaeck, den wir hier regelmaessig benoetigen. Morgens lernen wir bei weniger Wind (um die 20 Knoten) im Flachwasser neue Manoever, nachmittags spielen wir bei auffrischendem Wind in der auflaufenden Welle rum. Einziger Schoenheitsfehler ist der am Strand herumliegende Abfall und die Glasscherben. Leider haben es zu viele noch nicht gelernt, dass der Abfall nicht achtlos auf den Boden geworfen wird. 035_Kite_Urs_Sprung.jpg (16886 Byte)
Sind wir nicht am Kiten, erholen wir uns bei einer Siesta in der Posada oder lernen Spanisch. Einige Brocken Spanisch zu sprechen ist hier auch noetig, da wohl kein Prozent der einheimischen Bevoelkerung Englisch spricht. 038_Flavia_Haengematte.jpg (31547 Byte)
Nachdem wir über drei Wochen in Adicora sind, ist es uns mit Hilfe von Pachi endlich gelungen Fotos aufzuschalten. Wenn auch nicht in Adicora, wo es nur analoge Leitungen gibt, so doch im zwoelf Kilometer entfernten Pueblo Nuevo.  033_Flavia_Urs.jpg (14394 Byte)
Seit genau fuenf Wochen sind wir nun unterwegs und hatten jeden Tag Wind. Vor allem in den letzen zehn Tagen hatten wir mehr als genug davon, denn wir flogen jeden Tag den 6-er Kite. Flavia musste sogar zwei mal Forfait geben und auch Urs konnte nur noch mit voll gedepowertem 6-er Kite aufs Wasser. Leider kam das Ueben von neuen Moves zu kurz, immerhin uebten wir uns bei gegen 40 Knoten im Starkwindkiten. Gluecklicherweise liess gestern Vormittag der Wind einmal nach, so dass wir unseren 12-er Kite testen konnten. 064_Kite_Urs.jpg (19338 Byte)
Um unseren Koerpern auch mal wieder eine Ruhepause zu goennen, unternahmen wir vermehrt Ausfluege. Ein weiteres Mal waren wir in Coro. Ein Teil des Zentrums wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Bis auf drei Kirchen aus der Kolonialzeit haben wir nichts erwähnenswertes vorgefunden. Damit blieb auch der mitgenommene Fotoapparat in der Tasche und wurde unverrichteter Dinge wieder nach Hause genommen. Das Highlight des Tages war zweifellos die Busfahrt. Fuer knapp zwei Franken pro Weg (90 Km) verkehrt acht Mal pro Tag ein Bus mit etwa dreissig Sitzplaetzen und so vielen Stehplaetzen wie notwendig. Zur Durchlueftung sind grundsaetzlich alle Fenster und Tueren waehrend der Fahrt geoeffnet. Obwohl die Tachonadel schon laengst nicht mehr funktioniert, faehrt er mit Vollgas. Zur Unterhaltung traellert laute lokale Musik aus den Lautsprechern. 087_Bus.jpg (15101 Byte)
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Ein weiterer Ausflug brachte uns nach Punto Fijo , die einzige Stadt (ca. 150'000 Einwohner) auf der Paraguana-Halbinsel. Auf Grund des steuerlichen Sonderstatus (free zone) verkauft jeder zweite Laden Alkohol oder Elektrogeraete. Fuer uns mal wieder eine Gelegenheit Lebensmittel in einem Supermarkt einzukaufen. 085_Bier.jpg (14323 Byte)
Unter der Woche haben wir die Posada meist fuer uns allein. Am Wochenende sind Kiter vorwiegend aus Venezuela hier. Die Venezuelaner, die wir kennen gelernt haben, sind sehr gastfreundlich, hilfsbereit und zeigen uns gerne die Schoenheiten ihres Landes. Gaeste der Posada nahmen uns in ihrem Wagen mit auf eine Tour in den fuer uns noch unbekannten Norden der Paraguana-Halbinsel. Wir sahen eine Menge menschenleere und wunderschoene Kitespots, sagenahfte Beach- und Reef-Breaks, Salinen, Lagunen mit Flamingos und halbverfallene, verlassene Siedlungen. 082_Beach_Sonnenuntergang.jpg (7517 Byte)
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Drei Wochen vor unserer Abreise war es an der Zeit unsere Weiterreise zu organisieren. Die einfachste Moeglichkeit ist ein Flug direkt von Punto Fijo nach Aruba und das Verfallen lassen unseres Fluges Caracas nach Aruba. Dies scheiterte an den Bestimmungen des Round-the-world-Tickets der Star Alliance. Wir haetten nicht nur die Umbuchungsgebuehren von je 150.- $, sondern auch die Anpassung der Flughafentaxen und Treibstoffzuschlaege aller Folgefluege hinnehmen muessen. Mit unseren 100 Kg Gepäck zu umstaendlich war uns die Reise mit dem Bus. Die One-Way-Miete eines Autos oder die Taxifahrt nach Caracas war mangels Angebot nicht verfuegbar. One-Way-Mieten sind in Venezuela nicht erhaeltlich und die sichere und puenktliche Ankunft saemtlicher Taxis von Adicora stuende auf Grund von Alter und Zustand der Karren in den Sternen. 131_Bus_Urs_Flavia.jpg (15239 Byte)
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Wir entschieden uns fuer einen Avior-Flug von Coro nach Caracas und fuhren nach Coro um diesen zu buchen. Mit ca. 100.- $ und voraussichtlichen weiteren 25.- $ fuer das Uebergepaeck pro Person ist dies nicht nur einen bequeme sondern auch kostenguenstige Variante. Nach dem obligaten Supermarktbesuch besichtigten wir auf dem Rueckweg die bekannten Sandduenen von Coro. Puenktlich zur Nachmittagssession waren wir wieder zurueck in Adicora. 112_Coro_Duenen.jpg (17946 Byte)
Unglaublich! In den 7 1/2 Wochen unseres Aufenthaltes hatten wir jeden Tag Wind und waren jeden Tag auf dem Wasser. Zu Beginn flogen wir vor allem 6 - 10 m2 Kites. In den letzten zwei Wochen kamen auch die 12-er bis 16-er Kites zum Einsatz. Auch abgesehen vom Kiten hatten wir eine interessante und schoene Zeit auf der Paraguana-Halbinsel. Wir lernten sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen aus diesem wunderschoenen und abwechslungsreichen Land kennen. Venezuela ist jederzeit wieder eine Reise wert. 163_Kite_Flavia.jpg (20137 Byte)
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Nachtrag Venezuela: Guten Mutes reisten wir von Adicora nach Coro und checkten ohne Probleme unsere 105 Kg ein. Puenktlich landeten wir in Caracas und sogar all unser Gepaeck kam an. Wir installierten uns vor dem Varig-Schalter und warteten bis er fuer unser Check-in oeffnete. Zwei Stunden vor dem Flug stand ploetzlich ein Ehepaar aus Brasilien da, das uns auf Anfrage erzaehlte, dass die ueberschuldete Varig am Freitag, den 21. Juli 2006 von einer suedamerikanischen Investorengruppe uebernommen wurde und seither keine Fluege mehr von Caracas durchgefuehrt wurden. Sie erzaehlten uns von einem Varig-Buero im Untergeschoss. Dieses Untergeschoss ist nur durch einen Eingang, der mit "Do not entry" angeschrieben steht erreichbar. Aber wir sind ja in Venezuela. Nach mehrmaligem Nachfragen des hilfsbereiten Herren fanden wir das Buero. Leider sprechen die Venezuelaner dort kein Englisch. So hat sich das Spanisch-Lernen einmal mehr bewaehrt. Das Personal erzaehlte uns, dass es keinen Varig-Flug nach Aruba gibt. Wir erhielten einen Hotelgutschein fuer eine Nacht in einem 4*-Resort-Hotel. Am naechsten Tag sollten wir mit einer Maschine einer anderen Airline nach Aruba fliegen. So standen wir wie vereinbart um 10 Uhr vor der Tuer der Varig im Untergeschoss. Selbstverstaendlich mit unserem gesamten Gepaeck. Mit dem liefen wir dann durch die Katakomben quer durch den Flughafen an den Check-in einer Venezuelanischen Airline, der Aserca. Diese erklaerten der Varig-Dame dass unsere Tickets akzeptiert werden, doch wir muessten warten, bis alle regulaeren Passagiere eingecheckt sind. Als schlussendlich zwei Plaetze frei waren, schrieb die Varig-Dame unsere Tickets fuer die Aserca um. Doch dann wollten die ploetzlich nichts mehr wissen und akzeptierten sie nicht. Die Varig-Lady verschwand dann mit unseren Tickets in die Unterwelt zur naechsten Airline, der Aeropostal, die eine Stunde spaeter nach Aruba fliegt. Wir waren soweit, selber Ticket fuer die Aserca zu kaufen, doch unsere Original-Tickets waren nicht mehr da. Als die Varig-Dame zurueck kam, war der Flug bereits geschlossen. Also gings mit dem gesamten Gepaeck zur Aeropostal und dort spielte es sich aehnlich ab, nur dass die Varig-Dame gar nicht mehr aufkreuzte. Wir wollten erneut selber ein Ticket kaufen. Unser Vorhaben scheiterte am nichtfunktionierenden VISA-Lesegeraet  der Aeropostal. Auch die ATM's im Obergeschoss wollten keine Bolivares ausspucken. Also auch diesen Flug verpasst.  Auf ein Neues runter ins Buero der Varig, um abzuklaeren wie es nun weitergeht. Unterdessen hatte der Supervisor die Arbeit aufgenommen. Er spricht sogar ein wenig Englisch, worauf Urs mal so richtig auf den Tisch klopfte. Nun logieren wir im Hilton in Caracas, speisen wie die Fuersten und hoffen, dass wir am Sonntag puenktlich abgeholt werden. Der Varig-Supervisor reservierte uns Sitzplaetze mit Aserca-Airlines nach Aruba. Im guten Fall werden unsere Tickets anerkannt, im schlechten bezahlen wir alles selber, doch wir wollen endlich - mit dem naechstmoeglichen Flug und drei Tagen Verspaetung - nach Aruba fliegen. 201_Avior.jpg (23360 Byte)
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Weitere Fotos von Venezuela in der Gallery Venezuela.

Tipps fuer Adicora:

Anreise:

Es empfiehlt sich via Aruba nach Punto Fijo (Flughafen Las Piedras) einzureisen. Damit erspart man sich den muehsamen Transfer von Caracas. Adicora ist von Punto Fijo mit dem Taxi in 45 Minuten erreichbar. Kosten um die 30'000.- Bolivares.

Geld:

Am Besten nimmt man US-Dollars in Cash mit. Der offizielle Kurs ist um die 2'000.- Bolivares pro US-Dollar. Auf dem Schwarzmarkt erhielten wir 2'300.- (Caracas Flughafen) und 2'400.- (Punto Fijo). Offiziell koennen im Moment keine Traveller Cheques mehr gewechselt werden.

Adicora:

Kleines Fischerdorf mit ca. 1'500 Einwohnern. Einige kleine Lebensmittellaeden fuer die wichtigsten Dinge des taeglichen Gebrauchs sind vorhanden. Die naechstgelegenen Supermaerkte befinden sich in Pueblo Nuevo (12 km), Punto Fijo und Coro (je 90 km). In der Off-Season sind die Restaurants unter der Woche nur tagsueber geoeffnet. Die Ausgangs-Meile sucht man hier vergebens.

Unterkunft:

Wir sind bei Pachi (www.windsurfadicora.com) untergebracht. Fuer uns die schoenste und am Besten gelegene Posada am Kite-Beach, welche zudem das ganze Jahr ueber geoeffnet hat. Zwar etwas teurer als die Konkurrenz, doch der geringe Preisunterschied zahlt sich im geraeumigeren Zimmer und der sauberen Gemeinschaftskueche mit grossem Kuehlschrank aus. Zudem hat nur Pachi einen windgeschuetzten und abgeschlossenen Garten mit Rasen und Schatten.

Kitespot:

Der Wind (Nordost-Passat) weht am Kitebeach konstant Side-On mit ca. 20 Knoten am Vormittag und 25 Knoten am Nachmittag. Gelegentlich dreht er etwas Onshore. Auch nachts blaest der Wind weiter. Der Kitebeach wird durch ein Riff geschuetzt. Vor der Posada gibt es leichten Chop, ein paar hundert Meter weiter suedlich (die Bucht erstreckt sich kilometerweit) laeuft eine ein bis max. zwei Meter hohe Welle auf. Die ganze Bucht hat sandigen Untergrund ohne Steine oder Korallen (Surfschuhe nicht notwendig). Das Wasser ist ca. 28 Grad warm. Als Sonnenschutz empfehlen sich langarmige Lycrashirts. Einziger Schoenheitsfehler ist der Abfall, der am Strand herumliegt.

Material:

Nach Auskunft der Locals hat es das ganze Jahr ueber Wind, zumindest fuer grosse Kites. Von Januar bis September werden selten Kites ueber 12 m2 benoetigt. Wir fliegen in der Regel 8-er (Flavia) und 10-er (Urs) Kites. Der 6-er Kite kommt im Schnitt jeden vierten Tag zum Einsatz. Zur Zeit gibt es in Adicora und der naeheren Umgebung noch kein Ersatzmaterial zu kaufen und muss selber mitgebracht werden. Das Mieten von Windsurfmaterial (gut erhaltenes ein bis zwei jähriges Material) ist vor Ort moeglich, Kitematerial ist unseres Wissens vor Ort nicht mietbar, hingegen werden durch die vier am Kitebeach ansaessigen Schulen Kurse angeboten. Weitere Angebote wie Kiteshop, usw. sind in Planung (www.adicorakiteboarding.com) und sollten ab ca. 2007 verfuegbar sein.

Preise:

Venezuela ist fuer europaeische Verhaeltnisse ein guenstiges Reiseland. Ein lokales Fruehstueck kostet 2'000.- bis 3'000.- Bolivares. Fuer ein Mittag- oder Abendessen genuegen ca. 20'000.- Bolivares. Eine Dose Bier erhaelt man fuer 450.- Bolivares. Die 5-Liter-Flasche Wasser kostet 4'000.- Bolivares. Fuer Tee und Kaffee genuegt das Leitungswasser.